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Führen auf dem Laufsteg
Was man bei einer Modenschau alles lernen kann
Wer als Coach und Management-Berater in seiner Freizeit eine Modenschau besucht, erwartet nicht, dass er auch auf dem Laufsteg auf Themen wie Selbst-Führung oder Unternehmenskultur trifft.
Anders kürzlich bei einer Schau der international renommierten Modeschöpferin Anja Gockel. Die Location: die Mainzer Filiale des mittelständischen Familien-Unternehmens Möbel Martin. Besonderer Gast des Abends: der exzentrische Designer Harald Glööckler. Als sogenannter Keynote-Speaker sprach der nämlich über seine Erfahrungen als jemand, der seinen Weg durch Höhen und Tiefen gegangen ist. Allen Anfeindungen zum Trotz, denen er ob seiner – vorsichtig gesagt – etwas extravaganten Art ausgesetzt war und ist. Sein Credo: „Jeder Mensch ist kreativ und kann seine Träume verwirklichen“ mag abgedroschen klingen. Hilfreich ist es doch, daran erinnert zu werden. Ob es aus dem Mund von Harald Glööckler authentisch ist oder nicht, kann ohnehin nur beurteilen, wer ihn näher kennt.
Eindrucksvoller war am diesem Abend freilich etwas anderes: Ganz am Ende, nachdem Anja Gockel zum Schlussapplaus ihre Models auf dem Laufsteg versammelt hatte, ebenso Harald Glööckkler, die Vertreter der Sponsoren sowie Mutter und Tochter der Eigentümer des Möbelhauses – ganz zum Schluss bat sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Möbelhauses auf den Laufsteg. Als Dank dafür, dass und wie sie das Event vorbereitet, vor und hinter den Kulissen mitgeholfen, Getränke verkauft, Cocktails gemixt, Speisen serviert hatten.
Und dieses Bild, wie da ältere und jüngere Frauen und Männer in einheitlicher Unternehmenskleidung, der Casino-Chef mit Kochmütze vorneweg, stolz und unter tosendem Beifall des Publikums über die Bühne (in diesem Fall den Laufsteg selbst) marschierten, über die zuvor junge, elegante Models geschritten waren – dieses Bild hatte nicht nur etwas Anrührendes. Sondern es ließ auch vermuten, dass die Kultur in diesem Unternehmen eine gute ist. Denn wer seinen Mitarbeiterinnen eine solche Bühne bietet und als Firmeninhaberin selbst seinen Team applaudiert, der scheint darum zu wissen, wie wichtig solche Gesten für die Identifikation und Loyalität seiner „Leute“ ist.
Foto: Fotolia/Belish