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Geld verdienen oder Gutes tun?
Zum Sinn und Zweck unternehmerischen Handelns
Was ist der Daseinszweck eines Unternehmens? Gewinn machen und sonst nichts, sagen die einen. Nein, Gewinn ist kein Unternehmenszweck an sich, sagen andere. Materieller Erfolg dürfe nur Mittel sein – als Zweck (oder auch Sinn oder Ziel) unternehmerischen Handelns müsse dagegen etwas dienen, das darüber hinaus reicht, der Kundennutzen etwa oder ein spürbarer Beitrag zur Verbesserung der Welt.
Einen interessanten Debattenbeitrag zu dieser Frage lieferte nun Larry Fink, der Chef des amerikanischen Vermögensverwalters Blackrock, laut Frankfurter Allgemeine Zeitung „der größte Einzelaktionär an unzähligen börsennotierten Konzernen auf der ganzen Welt“. Fink habe nämlich, schreibt die FAZ, die Firmenlenker internationaler Unternehmen gemahnt, „nicht nur einen möglichst hohen Gewinn anzustreben, sondern auch auf andere Dinge zu achten“ (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/blackrock-chef-fink-ermahnt-konzernlenker-zu-mehr-als-gewinn-machen-15403299.html).
Die Zeitung zitiert Fink mit den Worten: „Um langfristig zu prosperieren, muss jedes Unternehmen nicht nur eine finanzielle Leistung erbringen, sondern auch zeigen, wie es einen positiven Beitrag zur Gesellschaft erbringt.“ Zum weil das die Gesellschaft erwarte, zum andern, weil es die Regierungen weltweit nicht schafften, die drängenden Probleme – etwa Alterssicherung, Infrastruktur, Folgen der Digitalisierung – zu lösen. Von der zunehmend ungerechten Reichtums-Verteilung – auch dieser Hinweis fehlt nicht – ganz zu schweigen. Finks Fazit: „Die Erwartung der Öffentlichkeit an eure Unternehmen war niemals größer als heute.“
Eine wahrhaft humanistische Motivation des Mannes, der laut FAZ dafür verantwortlich ist, „wie 6 Billionen Dollar angelegt werden“? Oder vielleicht gar ein übler Trick, der die Strategie „Gewinn als einziges Ziel“ perfide tarnt, indem er am Ende auch die Moral für den Erfolg verzweckt: Unternehmen sollen gut handeln, damit die Kunden ihre Produkte kaufen?
Vielleicht könnte Larry Fink auf diese Frage selbst keine eindeutige Antwort geben. Vielleicht sollte man diese Frage auch nicht in dieser Schwarz-weiß-Polarität stellen, die Wirklichkeit ist schließlich vielschichtiger. Sie aber zum Anlass zu nehmen, über seine eigene Haltung dazu nachzudenken, das schadet nicht – wie dies in einem Blog-Beitrag zu einem ähnlich gelagerten Thema schon einmal ausgeführt wurde (https://www.henrich-stoehr.de/2016/08/05/die-theologie-und-der-erfolg/). Denn Erfolg – worin immer der im Einzelnen bestehen mag – hat letztlich der, der nicht nur weiß, warum er etwas tut. Sondern der auch bereit ist, seine Beweggründe und Ziele immer wieder auf ihre beabsichtigten und unbeabsichtigten Auswirkungen zu hinterfragen.
PS: Sind Sie sicher, dass das, was Sie als Unternehmer, Managerin oder Mitarbeiter tagtäglich tun, „sinn-voll“ und „erfolg-reich“ ist? Oder glauben Sie, dass es hilfreich wäre, sich das einmal genauer anzuschauen – vielleicht weil Sie sich zunehmend orientierungslos, angespannt oder „ausgepowert“ fühlen? Dann sollten wir miteinander reden, ob und wie ich Ihnen helfen könnte, neue Perspektiven zu gewinnen.