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Der Fußball in der Zwickmühle
Was man von Fußball-Profis über Dilemmata lernen kann
„Best never rest“: Dass der gemeinsame neue Werbe-Slogan der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und von Mercedes Benz nicht der klügste ist, ist schon mehrfach bemerkt worden. So zog ihn etwa die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung in einer schönen Glosse durch den Kakao. Und „doppelt dumm“ nannte ihn die Journalistin Katrin Scheib auf ntv.de (https://www.n-tv.de/sport/fussball/Best-Never-Rest-ist-doppelt-dumm-article20353284.html). Wobei die eine Dummheit vernachlässigbar ist: das schlechte oder gar falsche Englisch, fehlt doch der erforderliche Artikel „The“ vor „best“.
Gravierender ist die größere Torheit: diesen Spruch zu lancieren just zu dem Zeitpunkt, als Per Mertesacker mit seinem offenen Interview im SPIEGEL Schlagzeilen machte. Darin erzählte er erstmals von dem psychischen Druck, den er als Fußballspieler verspürte und der ihn regelrecht krank machte.
Mertesacker hat für diese Offenheit viel Zuspruch erfahren, auch DFB-Teammanager Oliver Bierhoff äußerte Verständnis und sprach sich insgesamt für mehr Zuhören, Offenheit und Empathie aus. Was nicht verhinderte, dass man sich gleichzeitig für diesen Werbespruch entschied. Und damit – vermutlich ungewollt – ein grundlegendes Dilemma inszenierte: Auf der einen Seite der Anspruch an Fußballprofis, Helden zu sein, zu Legenden zu werden und Mythen zu schaffen. Denn (nur) dann funktioniert der Sport als Geschäftsmodell. Und auf der anderen Seite die Tatsache, die jeder halbwegs kundige Mensch kennt, dass gerade diese Zirkusarena immer wieder zu Überlastung und Versagen der Spieler führen kann.
Im normalen Management sind Dilemmata, sich einander ausschließende Zielkonflikte oder schlicht Zwickmühlen an der Tagesordnung. Die vielfach zu beobachtende Reaktion ist, sie zu leugnen – und notwendige Entscheidungen einfach nicht zu treffen. Die werden dann so lange verschleppt, verschoben, weggedrückt, bis keiner mehr weiß, worum genau es ging und welches Problem man ursprünglich eigentlich lösen wollte.
Im Fall des „Best never rest“-Dilemmas ist Leugnen nicht ganz so einfach. Schließlich steht der Profi-Fußball unter scharfer öffentlicher Beobachtung, wie ja auch die oben zitierten medialen Reaktionen auf den Slogan zeigen. Kein Wunder also, dass Mercedes und DFB versuchten zu kontern und auf die Aussagen einen Mannschaftspsychologen verwiesen, wonach „never rest“ auch heiße, sich mal auszuruhen …
Nun ja, so löst man das Dilemma mit Sicherheit nicht auf. Muss man vielleicht auch nicht, solange der Ball läuft. Wie im Management: Solange das Nicht-Entscheiden funktioniert und der Leidensdruck für das Unternehmen erträglich – sprich: nicht erfolgsgefährdend – ist, solange kann man es in der Zwickmühle aushalten.
Wenn sich das allerdings ändert, sollte man handeln und „ins Dilemma gehen“, d. h. sich ihm bewusst aussetzen. Was das konkret bedeutet, ist in jedem Fall anders. Aber es führt dazu, dass man Auswege findet, wo man keine gesehen hat. Wenn man auf diese Weise wieder ins Spiel kommt, steigen die Chancen, am Ende als Sieger vom Platz zu gehen.
PS: Wenn Sie zunehmend unter den Zwickmühlen Ihres beruflichen Alltags, Ihrer unterschiedlichen Rollen im Unternehmen und daheim oder unter einem wachsenden Gefühl der Ohnmacht angesichts von zu vielen Zielkonflikten leiden, sprechen Sie mich an. Ich helfe Ihnen, in Ihr Dilemma zu gehen und die nächsten Schritte zu finden.